Hochdeutsch auf Augenhöhe – die ersten zehn Jahre unserer Partnerschaft

Im Amahrischen, der Hauptsprache Äthiopiens, gib es kein eigenes Wort für „Partnerschaft“. Allgemein wird es mit „Freundschaft“ übersetzt. Kein Wunder, dass die ersten Reisenden aus Vaterstetten erst einmal Schwierigkeiten hatte zu erklären, was sie überhaupt im Schilde führten. Darüber waren sich frühere Vereinsverantwortliche beim Stammtisch im Juli einig. „Die ersten 10 Jahre Partnerschaft und die ersten Projekte“ hieß das Thema zu dem anlässlich des 25. Jubiläums der langjährige Vorsitzende Sepp Klement und die früheren Vorstandsmitglieder Gerhard Kittel und Richie Hecker in die „Landlust“ gekommen waren. Während bei der ersten offiziellen Delegationsreise des Partnerschaftsvereins Anfang 1996 erste einmal jemand auf äthiopischer Seite gesucht werden musste, der den offiziellen Vertrag unterzeichnen durfte, konnte und wollte, war der Empfang in Alem Katema ein Jahr später eher frostig: angeblich hatte man Versprechen nicht eingehalten.

Schon 1995 hatten der Verein den Bau eines Brunnen durch „Menschen für Menschen“ mit 2.700 Mark bezuschusste, die ersten eignen Schritte jedoch noch unsicher: So schleppte Bürgermeister Peter Dingler und Vorstand Sepp Klement eigenhändig Getreidemühlen von Deutschland nach Äthiopien. Und Zahnarzt Dr. Höllrigl zog 1996 auf dem Marktplatz Zähne, was dem Vaterstettener Bürgermeister später eine Beschwerde der äthiopischen Regierung einbrachte. Das Spendenaufkommen und die Hilfsbereitschaft in Deutschland war riesig, hingegen dauerte es bis 2001 ehe das erste Kinderhaus (heute Kindergarten „Vaterstetten“) eigeweiht werden konnte. Die Idee entstammte zwar der erste Delegationsreise brauchte ihre Zeit bis bürokratisch Hürden wie Zusicherung des Bauplatzes und die Baugenehmigung genommen waren. Mit 40.000 Mark konnte „Menschen für Menschen“ dann endlich mit dem Bau beginnen – schließlich habe er etwa das doppelte gekostet, berichtet Richie Hecker, der damalige Kassier.

Beim Bau vor allem aktiv Gerd Kittel, der als Ingenieur von „MfM“ den Bau überwachte und das eine oder andere technische Problem aus dem Weg schob. Gleichzeitig kümmerte er sich um den Raum für eine Bücherei, die 2003 eingerichtet werden konnte. Die Bücher hierfür hatte vor allem Irene Dingler organsiert – bei ihrem ersten Besuch war die Frau des Bürgermeisters als Lehrerin entsetzt von der Situation der Schulen vor Ort.

Das emotionale Highlight für Sepp Klement in den ersten zehn Jahren war 2004 der erste Besuch des heutigen Bürgermeisters Georg Reitsberger („Ich habe erst geglaubt, dass er mitkommt wie er im Flieger saß“): Beim traditionellen Pflügen habe ihn der Ochse quer über den steinige Acker gezogen, weil er den Pflug zu wenig stark in die Erde gedrückt habe:. „Mit den Bauern hat er sich aber super verstanden – wohl weil er Hochdeutsch mit ihnen gesprochen hat.“ Wie man sieht war unsere Partnerschaft schon immer auf Augenhöhe.

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